Anfang Oktober 2005 wurde der Grundstein für unsere Friedenskapelle gelegt. Ein achteckiges, markantes Gebäude ist entstanden. Über eine ebenfalls achteckige Fensterkuppel strömt Licht in die Kapelle. Achteckige Formen weisen in kirchlichen Räumen auf den achten Tag hin, mit dem die neue Schöpfung beginnt: Am achten Tag (am Sonntag; der siebte Tag ist nach dem Schöpfungsbericht der Sabbat, also der Sonnabend) ist Jesus Christus von den Toten auferstanden. Mit seiner Auferweckung beginnt die neue Zeit.
Der achte Tag ist der Tag nach der Vollendung der Welt, der Tag der Auferstehung, an dem die neue Wirklichkeit beginnt. Jeder Sonntag stellt uns darum auch im Wochenrhythmus unter die neue Wirklichkeit. Zwar wird die Woche nicht um einen Tag verlängert, es bleibt bei den sieben Tagen, aber unsere Zeit ragt schon in die endgültige, die himmlische Wirklichkeit hinein. Wenn wir uns also in einen achteckigen Raum begeben, dann haben wir schon einen Fuß in die neue Wirklichkeit gesetzt.
Die farbige Bleiverglasung wirkt im Kontext von Abschiedssituationen und menschlicher Trauer überraschend. Die Situation erscheint in einem neuen Licht, das eine veränderte Perspektive ermöglicht. Trauer wird konfrontiert mit der österlichen Herausforderung, über den Tod hinaus Leben zu erwarten, für Verstorbene und für alle, die zurückbleiben. Die Menschen, die hier aufgebahrt werden, haben Spuren im Leben hinterlassen. Solche Lebensspuren sind auch im Kreuz und im Lesepult sichtbar. Sie sind aus dem Holz eines alten Ständerwerkes gefertigt und bringen so Geschichte in das neue Gebäude.
Die Kapelle soll täglich zur persönlichen Andacht und zum Gebet geöffnet sein. Es ist hier möglich, eine Kerze anzuzünden, um Trauer und Angst dem Licht auszusetzen. Jesus hat gesagt: „Ich bin das Licht der Welt!“ (Johannes 3,16). Gedanken und Gebete können in ein Erinnerungsbuch geschrieben werden.
Das Gebäude trägt den Namen „Friedenskapelle“. Er weist auf unseren Glauben hin, in Trauer und im Sterben nicht hoffnungslos und allein zu sein, sondern in Gott Frieden zu finden.
Claus Dreier · Pastor in Steenfelde 1989-2009